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Blutegeltherapie am Pferd

Aktualisiert: 25. Jan. 2023

Wann macht der Einsatz von Medizinischen Blutegeln Sinn?

Immer dann, wenn die Kardinalszeichen der Entzündung zu Tage treten. Sind also Prozesse im Gang, bei denen Schwellung, Rötung, Wärme, Schmerz und eine eingeschränkte Funktion deutlich werden gilt die Faustregel, dass der Blutegel wirken und helfen kann. Dann der Egelspeichel enthält effiziente Wirkstoffe, die gerinnungs- und entzündungshemmend arbeiten. Allen voran das Hirudin, das dem Blutegel seinen lateinischen Namen "Hirudo medicinalis" eingebracht hat.


Bei Problemen des Bewegungsapparates des Pferdes ergeben sich vielfältige Einsatzgebiete für den Medizinischen Blutegel. Einige Beispiele:

  • Hämatome: Im Hämatom können Abbauprodukte des Hämoglobins (Bilirubin und Biliverdin) Probleme machen, denn im Überfluss an einem Ort im Gewebe vorhanden, wirken sie gewebstoxisch und strukturschädigend. So kann beispielsweise eine leistungsmindernde Vernarbung im Muskelgewebe zurückbleiben oder ein Band nachhaltig geschädigt werden. Es gilt also, vor allem bei größeren Hämatomen, so schnell wie möglich für den Abtransport des geronnenen Blutes und der Stoffwechselabbauprodukte im Gewebe zu sorgen. Genau dafür kann der Blutegel mit seinen gerinnungshemmenden Wirkstoffen sorgen.

  • Sehnenverletzungen (wie Reizungen, Teilrupturen, Rupturen): Diese gehen immer mit entzündlichen Prozessen einher, die schnellstmöglich eingebremst werden sollten, um den ohnehin schon langwierigen Heilungsprozess von bis zu einem Jahr nicht immer wieder zu behindern. Ein gefundenes Fressen für die entzündungshemmenden Wirkstoffe im Speichel des Blutegels.

  • Sehnenscheidenentzündungen oder Entzündungen am Bandapparat (wie zB Fessel-Ringbandsyndrom oder Carpaltunnelsyndrom) Rückstau und Schwellung, die sich aufgrund der Enge der Strukturen einstellen, machen oft die größten symptomatischen Probleme, da sie durch den Druck starke Schmerzen verursachen können. Stauungen werden durch die gerinnungshemmende Wirkung des Blutegelspeichels abtransportiert. Druck und damit Schmerz nehmen ab. Oft sogar schafft eine Behandlung den betroffenen Pferden sofortige Erleichterung.

  • Arthrosen (zB Kissing Spines, Spat, Schale, Hufrolle): Arthrosen sind in der Sache chronisch und leider nicht heilbar. Und mit der chronischen Entzündung kann das Gelenk mit seinem Aufbau dauerhaft Schaden nehmen: Gelenkknorpel wird abgebaut, Knochenhaut entzündet sich bis zur Bildung von Knochauftreibungen, die bis zur Verwachsung der betroffenen Gelenke und damit zu deren Versteifung führen können. Diesen Prozess gilt es dauerhaft so zu managen, dass die Entzündungsschübe so geringschwellig wie möglich gehalten werden. Der Einsatz von Blutegeln stellt gegenüber Arzneimitteln, die den Magen passieren, eine Behandlungsalternative dar, die keine inneren Organsysteme belastet. Gerade aufgrund des chronischen Verlaufes und der immer wieder notwendigen Behandlung ein echtes Plus für den Blutegel.

  • Hufrehe: Rehe ist zurecht berüchtigt und gefürchtet. Oft erfordert es eine umfassende, tierärztliche, von Schmied und Futterberatung begleitete Therapie, um wiederkehrendes Auftreten und damit schwerere Verläufe wie die Hufbeinrotation oder -absenkung zu verhindern. Der Blutegel kann hier, vor allem in der Schmerzysmptomatik, eine große ergänzende Hilfe sein. Die Rehe ist gekennzeichnet von einer deutlichen Unterdurchblutung in den Kapillaren der Huflederhaut, was einerseits den Startpunkt für die degenerativen Veränderungen an der Hufaufhängung darstellt, andererseits verantwortlich für die starken Schmerzen ist. Mit seinen durchblutungsfördernden, weil blutverdünnend wirkenden Substanzen, hilft der Blutegelspeichel Durchblutung zu fördern, den Schmerz zu lindern und Lebensqualität des Bewegungstieres Pferd zu erhalten.

  • Schleimbeutelentzündungen (Bursitiden, wie zB Piephacke, Hasenhacke, Stollbeule, Genickbeule (Talpa), Kuckucksbeule): Entzündet sich ein Schleimbeutel, dann naturgemäß an Stellen, die starken biomechanischen Zug- und Druckkräften ausgesetzt sind. Denn Schleimbeutel sind dafür "eingerichtet", diese Kräfte zu puffern und wichtige Strukturen wie Sehnen zu entlasten. Eine Überbelastung kann jedoch zu Mikroläsionen und Auffaserungen an Schleimbeuteln führen, die mit Entzündung einhergehen. Der komplette Verlust des Schleimbeutels droht und damit der Verlust der Schutzfunktion, die er innehatte. Damit können auch benachbarte Strukturen bald von Entzündung betroffen sein. Die Wirkstoffe im Egelspeichel können dazu beitragen, den Verlust dieser wichtigen Schutzmechanismen durch Entzündung zu verhindern.

 

Hast du auch Interesse an einer Blutegelbehandlung für dein Pferd?




Zur Beachtung ab Januar 2022: Ab dem kommenden Jahr bin ich als Pferde-Phystiotherapeutin gesetzlich angehalten, Blutegelbehandlungen auf Verschreibung bzw. Behandlungsanweisung des behandelnden Tierarztes vorzunehmen. Ich bitte darum, diese bei Interesse an einer Blutegelbehandlung bei Ihrem Tierarzt zu veranlassen. Vielen Dank!

 

Gewünschte Nachblutung nach Blutegelbehandlung bei einem Rehepferd:

Blutegelbehandlung eines Pferdes
Nachblutung nach Blutegelbehandlung
















Blutegel "bei der Arbeit" an einem großflächigen Hämatom:











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